Tonia Kudrass
Ausstellungsprojekte
15. 11. 1990 – 15. 02. 1991
,Ein verwaister Schaukasten in einem Durchgang zwischen dem Zentralen Omnibusbahnhof (ZOB)und den U-Bahn-Tunneln am Hamburger Hauptbahnhof, in unmittelbarer Nachbarschaft des Rotlicht-Kiezes Steindamm, und frequentiert von U-Bahn-Fahrern, Tagestouristen und Teilnehmern von Kaffefahrten, beherbergte für drei Monate Tonia Kudrass' Installations-Ensemble „Schwarze Löcher, Rote Zwerge“: Neun hinter der Scheibe des Kastens von weltbekannt e.V.befestigte unbemalte Gartenzwerg-Rohlinge geben den Blick in ihr Inneres frei.
► Material: Kunststoff-Rohlinge, Nylonseil, Sand
Größe Gartenzwerge: ca. 30cm
Die Installation
,Tonia Kudrass inszenierte ihren Beitrag für das Kunstprojekt „Vexat“ passend zum Ort irgendwo im Spannungsfeld zwischen Spiesser-Idylle und Voyeurismus. Mehrere Fenster des Schaukastens wurden großflächig mit Fotokopien abgeklebt, eng bedruckt mit den Paragraphen der Hamburger Kleingartenverordnung. Eine Rieselvorrichtung unter der Decke ließ im hinteren Teil des Innenraums unmerklich einen Sandhaufen anwachsen. Auf den freigebliebenen Fensterflächen paradierten neun Gartenzwerge, um in ungewohnter Perspektive von unten betrachtet zu werden. Bei den Zwergen handelte es sich um industrielle Neuware, fleischrosa durchgefärbte Kunststoff-Rohlinge, die noch nicht bemalt wurden. Nylonfäden liessen sie im rechten Winkel hinter dem Glas schweben. Wer sich direkt vor der Scheibe befand, konnte durch die (der Spritzgussmaschine zu verdankenden) Löcher im Boden einen Blick ins hohle Innere der Gartenzwerge werfen.
Das Projekt »VEXAT«
,Der Kunstverein „weltbekannt e.V. – Verein zur Förderung kultureller Aktivitäten“ betrieb in den 80er- und 90er Jahren mehrere von der Hamburger Hochbahn gemietete Schaukästen und stellte sie Künstlern für Installationen und interaktive Projekte zu Verfügung. 1990 lud die damalige Vorsitzende und Kuratorin des Vereins, Christel Burmeier, die Künstler Tonia Kudrass, Andreas Peschka und Thomas Stordel ein, für die Schaukästen im Bereich des U-Bahnhofs Hauptbahnhof-Nord ein Konzept zu entwickeln und umzusetzen. Das Projekt „Vexat“ (Kurzform für Vexation = Brechung, Täuschung...) griff Aspekte des umgebenden Ortes auf. Es entstanden ein „Inhalatorium“ (Th. Stordel), zwei „Versalzungsanlagen“ (A. Peschka) und besagter „Kleingarten“ von Tonia Kudrass, poetisch umetikettiert in zwei astronomische Phänomene.
»Vexat«
Blick in den von Tonia Kudrass
ausgestatteten Schaukasten
»Vexat«
Blick in den von Tonia Kudrass
ausgestatteten Schaukasten
»Vexat«
Blick in den von Tonia Kudrass
ausgestatteten Schaukasten
»Vexat«
Blick in den von Tonia Kudrass
ausgestatteten Schaukasten
»Vexat«
Blick in den von Tonia Kudrass
ausgestatteten Schaukasten
»Vexat«
Stickerposter als Einladungskarte
und Plakat
1
2
3
4
5
6
Tonia Kudrass
geb. 1943 in Neustadt, Schlesien. Lebt und arbeitet in Hamburg
1971: Freie Kunst bei P. Dreher in Freiburg
1973: Freie Kunst HdK Berlin bei R. Girke
1974 - 78: HfBK Hamburg bei G. Graubner
1978: DAAD Stipendium (Spanien)
1983: Arbeitsstipendium der Stadt Hamburg
1984: Lichtwark-Preis Stipendium